Als Freund der Freiheit bin ich überzeugt, dass das gegenseitige Zugestehen und Zumuten von Freiheit die beste Basis für ein friedliches Zusammenleben unterschiedlicher Menschen bildet. Dass die Menschen verschieden sind, ist für alle eine Chance und ermöglicht jenen Austausch, von dem letztlich alle profitieren, wenn auf die Ausübung von Gewalt verzichtet wird. Freiheit bedeutet die Abwesenheit von fremdbestimmendem Zwang und die Fähigkeit, seine Bindungen und Verbindlichkeiten selbst wählen zu können. Sie beginnt damit, dass man lernt, im richtigen Moment Nein zu sagen, und findet ihren Fortgang durch selbstbestimmte Kommunikation und durch einvernehmlichen Tausch.
Wer wirtschaftliche, soziale und kulturelle Probleme durch staatlichen Zwang lösen will, begibt sich in einen Teufelskreis, weil der Zwang mehr an spontaner Bereitschaft zerstört, als er an erwünschtem Verhalten hervorbringen kann. Staatlicher Zwang und freiwilliger Tausch lassen sich auf die Dauer nicht befriedigend koordinieren. Das Zentralisieren und Harmonisieren durch politischen Zwang verschärft die Probleme, selbst wenn dieser Zwang durch temporäre Mehrheiten legitimiert ist und toleriert wird, weil es angeblich keine Alternative gibt. Das politische und wirtschaftliche Zusammenleben war stets krisenanfällig, und in fast jeder Zeit gab es die Empfindung, man lebe in einer besonders spannungsreichen und gefährlichen Epoche. Freiheit ist stets gleichzeitig unendlich bedroht und unendlich resistent. Das eine wissen wir, und für das andere besteht begründete Hoffnung.
Die Chancen der Krisenbewältigung durch Versuch und Irrtum und gegenseitiges Lernen in vielfältigen kleinen Vertragsgemeinschaften sind intakt, beruhen aber auf einem besonderen Engagement der verantwortungsbewussten und lernbereiten Individuen.