(Leader August 2023, Seite 8)
Der bedeutende liberale Ökonom und Moralphilosoph Adam Smith ist vor 300 Jahren geboren worden. Wie jeder Klassiker muss er sich die Frage gefallen lassen, was denn an seinem Werk auch heute noch aktuell sei.
Unsere heutige Ökonomie ist nicht mehr mit den Problemen der beginnenden Industriellen Revolution konfrontiert – und die maschinelle Stecknadelproduktion anstelle der manuellen ist nicht mehr das erklärungskräftige Schulbeispiel für den Fortschritt der Arbeitsteilung. Findet man bei Adam Smith auch Antworten auf die aktuellen Probleme der ökonomischen Globalisierung, der «elektronischen Revolution» des Ressourcen-Raubbaus und der globalen Ökologie? Ja, er hat sich mit moralischen Verhaltensweisen befasst, die nicht orts- und zeitgebunden sind.
Dazu ein Schlüsselzitat: «Mag man den Menschen für noch so egoistisch halten, es liegen doch offenbar gewisse Prinzipien in seiner Natur, die ihn dazu bestimmen, an dem Schicksal anderer Anteil zu nehmen, und die ihm selbst die Glückseligkeit dieser anderen zum Bedürfnis machen, obgleich er keinen anderen Vorteil daraus zieht, als das Vergnügen, Zeuge davon zu sein.»
Bedeutende Denker sind nicht nur an ihren Worten zu messen, sondern auch an ihrer Lebenspraxis. Den Appell zur Anteilnahme am Schicksal anderer hat Smith auch persönlich wahrgenommen: Er hat Zeit seines Lebens immer wieder Bedürftige unterstützt. Robert Nef, Publizist St.Gallen
Robert Nef, Publizist St.Gallen