Zum Inhalt springen

Lächerlich machen ist nicht lustig

Lesedauer: 2 Minuten

In der Regel sind die kurzen Kolumnen im «Salzkorn» mit Humor und Ironie gewürzt. Im letzten Beitrag des Chefredaktors vom 11. Juli ging es aber lediglich darum, den Vorschlag für eine selbstbestimmte Prämienreduktion lächerlich zu machen. Die Initianten wollen keinen generellen Leistungsabbau, aber es soll die Möglichkeit geschaffen werden, persönlich gezielt auf Leistungen zu verzichten, die man keinesfalls beanspruchen will. Dafür soll dann die Prämie personenbezogen reduziert werden. Das «Salzkorn» suggeriert nun, dass am Ende eines solchen Abbaus nur noch die Spitalseelsorge finanziert werde. Das ist weder informativ noch humorvoll. Tatsächlich geht es den Initianten nämlich darum, dass die Bereitschaft, echte Risiken solidarisch mitzutragen, intakt bleibt, aber ein persönlicher Verzicht auf ausufernden Konsum folgerichtig zu reduzierten Prämien führt. Das ist kein Anliegen von besonders Reichen, sondern schützt die Vernünftigen vor den Sorglosen, die mit einer Ausweitung des obligatorischen Leistungskatalogs die Prämien für alle verteuert haben. Wer in diesem Zusammenhang Lust auf Satire hat, könnte noch auf eine Menge von medizinischen Leistungen hinweisen, die man heute in der obligatorischen Grundversicherung mitfinanziert, auch wenn man sie gar nicht beanspruchen will: Ein freiwilliges Verzichtpotenzial gibt es z. B. bei der Behandlung von Fettleibigkeit und eine damit verbundene lebenslange Medikamenteneinnahme, Behandlungen infolge Drogenkonsums und Alkoholismus, Schönheitsoperationen, Explantationen von Brustimplantaten und Geschlechtsumwandlungen. Wohlgemerkt: Dies alles soll man versichern können, aber niemanden soll dazu gezwungen werden, dies solidarisch mitzufinanzieren.

Robert Nef, Publizist, St. Gallen, publiziert im Forum des St. Galler Tagblatts, S. 14

Salzkorn

Ein neuer Sparhit: Die Budget-Krankenversicherung

Die FDP hat eine innovative Idee, wie weniger reiche Mitbürgerinnen und Mitbürger ein paar Franken Prämien sparen könnten.

Stefan Schmid, 11.07.2023

Die Kosten im Gesundheitswesen laufen aus dem Ruder. Die Prämienlast erdrückt den Mittelstand. Umso erfreulicher, präsentieren die Freisinnigen im Wahljahr eine innovative Idee, wie man sparen könnte.

Das Zauberwort heisst Budget-Versicherung. Die Reichen bezahlen nach wie vor die regulären hohen Krankenkassenprämien – und können dafür unverändert vom bisherigen umfassenden Leistungskatalog profitieren.

Für die etwas weniger Reichen hingegen gibt es eine spannende Neuerung. Sie können neu Billigversicherungen abschliessen. Bereits machen die ersten Angebote die Runde: Wer also zum Beispiel nur noch 100 Franken Prämien im Monat bezahlen möchte, muss bei einem Spitalaufenthalt einfach auf einer Luftmatratze im Gang schlafen. Wer nur 50 Franken bezahlt, wird ohne Schmerzmittel vom Schnupperstift operiert. Ein unschlagbarer Sparhit ist das Angebot für 10 Franken. Diese Patienten werden künftig direkt dem Spitalseelsorger zugewiesen, der den lieben Gott per Gebet um Heilung bittet.

Quelle: https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/ressort-ostschweiz/salzkorn-ein-neuer-sparhit-die-budget-krankenversicherung-ld.2486565

Schlagwörter:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert