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Wirtschaft ist kein Nullsummenspiel

Lesedauer: < 1 Minute

(Leader Januar/Februar 2023, Seite 8)


Hartnäckig hält sich die Vorstellung, dass in einer endlichen Welt mit begrenzten materiellen Ressourcen auch die ökonomischen Möglichkeiten zur Arbeitsteilung und zum Tausch begrenzt sein müssten.

Wirtschaft ist aus dieser Sicht ein Nullsummenspiel, bei dem sich die Reichen und Rücksichtslosen auf Kosten der Armen und Wehrlosen bereichern und dadurch immer mehr Spannungen erzeugen, die nur durch die Staatsgewalt so gebändigt werden können, dass sozialer Friede möglich wird.

Diese sozialistisch-materialistische Vorstellung lässt ausser Acht, dass es nicht nur materielle Güter gibt, die Gegenstand eines permanenten Verteilungskampfs um die Teilung und Umverteilung der Welt sind. Es gibt kein Ende der Arbeitsteilung und auch kein Ende der auch ökonomisch wertvollen menschlichen Aktivität. Es gibt gute Gründe, das Bemühen um mehr Wahrheit, mehr Schönheit und mehr Lebensqualität nicht aus dem Bereich der Ökonomie im weitesten und besten Sinn auszuschliessen.

Es gibt auch im soziokulturellen Bereich ein durchaus lohnenswertes Haushalten mit stets vorhandenen Knappheiten auf der Basis von Angebot und Nachfrage. Jedes schöpferische Tun hat auch seinen Tauschwert, solange die Kultur nicht voll verstaatlicht ist. Auch die Wirtschaft will die Welt angenehmer, schöner und lebenswerter machen und diese Ziele sind nie definitiv erreichbar, weder durch staatlichen Zwang noch durch verordnete Massenkultur. Aus dieser Sicht ist Ökonomie ein wesentlicher Bestandteil der Kultur.

Robert Nef, Publizist St. Gallen

Leader Januar/Februar 2023, Seite 8-9

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