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Nachwort auf die Fussball-WM

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20.12.2022

«Hoher Sinn liegt oft in kind’schem Spiel» heisst es bei Schiller und ich mag die Mischung von Kampf und Spiel, weil auch das Leben mehr Spiel als Wettbewerb ist.

Spiel nennt man ja auch jenen Freiraum, der Gelenke beweglich hält und hat somit viel mit Freiheit zu tun. Ich bin kein Fussballfan, aber es stört mich nicht, wenn sportliche Wettkämpfe mehr Interesse finden als politische Machtkämpfe. Ich finde es auch gut, dass die Nationalteams aus einem immer vielfältigeren bunteren Herkunfts-Nationengemisch bestehen, in der in vielen Mannschaften die Afrikaner als Individuen eine wichtige Rolle spielen, was den Blut- und Boden-Nationalismus und den Rassismus ad absurdum führt.

Sport lässt sich weder gegen den Nationalismus noch gegen den Kapitalismus vollkommen abschotten, aber solange sich das Gemisch von Leistungsfähigkeit, Teamfähigkeit und – je nach Knappheit – hoch bezahlten Einzeltalenten aufrechterhalten lässt, bleibt auch international organisierter Mannschaftssport Bestandteil der Kultur und liegt somit jenseits von Ökonomie und Politik.

Dass sich die Nationalspieler in bunten und hoch bezahlten Gemischen nach einer WM wieder in ihren privaten Herkunftsclubs treffen, ist eine gute Sache. Vielfalt statt Einfalt. Das ist die Kraft überlappender Minderheiten, die Robustheit verleiht und gegenseitiges Lernen ermöglicht.

Aggressionen lassen sich nie ganz abschaffen, aber man kann sie spielerisch zähmen und im besten Sinn kultivieren. Ganz wichtig sind das würdige Verlieren-Können und die Achtung der heutigen Sieger für die Verlierer, die, je nach Konstellation, die Sieger von Morgen sein können.

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