Der Beitrag in der NZZ vom 15. Dezember ist ein Lichtblick im Dickicht des Sozialpopulismus aller Parteien. Mit dem Cliché von den «armen alten Leuten» soll heute noch mehr Geld von Jungen an Alte umverteilt werden, und fast niemand macht darauf aufmerksam, dass die Vorstellung von den mehrheitlich «armen Alten» in der Schweiz längst tatsachenwidrig ist. Nachdem der Röstigraben und der Stadt-Landgraben ausgiebig thematisiert worden sind, sollte man über den Graben nachdenken, der sich zwischen einer Mehrheit von profitierenden Rentnern, und einer Minderheit von aktiv Berufstätigen auftut. Um die Stimmen dieser Rentner und Bald-einmal Rentner buhlen die Umverteilungspopulisten (fast) aller Parteien und kaum jemand wagt es, das zu kritisieren.
Robert Nef, St. Gallen
Publiziert in der Rubrik «Meinung und Debatte» in der NZZ vom 19. Dezember 2022