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Die Bibel und der Schutz des Privateigentums

Lesedauer: 2 Minuten

Die Wurzeln einer auf Eigentum und Vertragstreue gegründeten Gesellschaft lassen sich bis ins Alte Testament verfolgen, das bekanntlich durch das Neue Testament nicht «aufgehoben», sondern «erfüllt» werden soll. Die Vorstellung von einem Bündnis, das heisst einem Vertragsverhältnis zwischen einem verlässlich vertragstreuen Gott und den stets unzuverlässigen Menschen ist eine menschheitsgeschichtliche (und aus biblischer Sicht heilsgeschichtliche) Errungenschaft ersten Ranges. Sie stellt die freie Vereinbarung eines Treueverhältnisses über den Zwang, und über jene bedingungslose Unterwerfung, die das Wesensmerkmal des Islam ist. Zwang beeinträchtigt erfahrungsgemäss die Anpassungsfähigkeit und Lernfähigkeit und bewirkt im Hinblick auf die mehr oder weniger edlen Zwecke, die verfolgt werden, oft das pure Gegenteil. Auch die Vorstellung, man könne allmächtige Götter, bzw. einen allmächtigen Gott durch Opfer und Götzendienst umstimmen und zur Gnade bestechen, beruht auf einem Weltbild, in dem Zauberei und Magie den Ton angeben.

Die beiden im Neuen Testament als «bevorzugt» genannten Gebote, die Gottesliebe und die Nächstenliebe («Liebe Deinen Nächsten, denn er ist wie Du») stammen ebenfalls aus dem Alten Testament. Sie sind die Basis des Austauschs und des darauf beruhenden Handels (Katallaxis), bei dem die eigenen Bedürfnisse mit den Bedürfnissen anderer bestmöglich in Einklang gebracht werden. Das gelingt nicht immer, aber das Scheitern wird in einer auf Austausch beruhenden Gesellschaft durch die daraus entstehenden Folgen erfahrungsgemäss direkt sanktioniert. Auf die Dauer eignen sich in einer offenen Gesellschaft weder Übervorteilung, noch Ausbeutung noch Betrug als «Geschäftsmodell», weil sie früher oder später entlarvt und sozial geächtet werden.

Eine zentrale Geschichte des Alten Testaments ist «der Tanz ums Goldene Kalb», der mit einer brutalen Enteignung beginnt. Das goldene Kalb wird aus dem privaten Goldschmuck des Volks Israel gegossen. Das «Abreissen» und «Wegnehmen» des Goldschmucks ist – aus meiner Sicht – ein Akt der enteignenden gewaltsamen «Besteuerung». Getanzt wird dann um das kollektivierte Privateigentum, das im Zentrum eines magischen und politischen Opferrituals steht, bei dem angeblich endlich alles allen gehört. Dieses Ritual verletzte nicht nur das Bildnisverbot, sondern auch das Verbot des Stehlens und alles gewaltsamen Wegnehmens, zwei Gebote, die enger miteinander zusammenhängen, als dies auf den ersten Blick wahrgenommen wird. Der Zorn des Moses beim Anblick dieses fragwürdigen kollektiven Rituals ist gut nachvollziehbar.

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