(Frankjordanblog)
Von Robert Nef
Der Mensch als Lebensunternehmer schreitet fort aus dem ursprünglichen durch strenge Nutzungsregeln bestimmten örtlichen und nationalen Biotop zum Horizont einer weltweit offenen Gesellschaft. Er hat die alten ökologischen Kreisläufe einer nachhaltigenWelt nicht aus Dummheit, Verblendung und Gier verlassen, sondern weil er die mit einer stabilen Ordnung notwendigerweise verbundene Totalregulierung nicht mehr aushielt. Als neugieriges kommunizierendes Wesen empfindet er Stabilität und «Ewige Wiederkehr» als Gefängnis, er ahnt vielleicht etwas von der Tendenz der Degenerierung stabiler Systeme durch Verlust der Lern- und Adaptationsfähigkeit und die damit zusammenhängende evolutionswidrige Erstarrung.
Die Fortschrittsidee ist heute diskreditiert. Sie sollte – auf einer höheren, nicht nur materialistischen Ebene – rehabilitiert werden. Das Lebensprinzip ist dynamisch und evolutionär. Alles ist im Fluss und jeder «ordo stabilis» ist gefährlich. Es gibt zwar keine Rückkehr ins Paradies. Aber es gibt die Möglichkeit, unseren Garten zu kultivieren. Die Schlüsselworte heissen «Verwandlung statt Verbrauch» und «Kommunikation statt Frustration», und die Geld- und Kreditwirtschaft hat jene Eigenschaften und Impulse, welche Wandel und Kommunikation fördern, ohne die Natur zugrunde zu richten.
Totalitäre Verbotssysteme können eine ökologische Lebensweise für eine beschränkte Zeit gewährleisten. Früher oder später brechen sie aber zusammen, weil sich der natürliche anthropologisch verwurzelte Expansionsdrang dagegen sträubt. Immer wieder wird es Kinder geben, die sich über väterliche und staatliche Autoritäten hinwegsetzen. Die zukunftstauglichste Lebensform akzeptiert diesen Expansionsdrang und verbindet ihn mit sozialen, ökonomischen und politischen Strukturen, die weitgehend durch freiwillige Lernprozesse aufrecht erhalten werden: Freie Kommunikation auf offenen Märkten, welche einen produktiven Austausch zwischen Mensch und Natur und Mensch und Mensch ermöglichen.
Quelle: https://frankjordanblog.wordpress.com/2021/07/26/alles-ist-im-fluss/