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Leistung und Lohn

Lesedauer: 3 Minuten

(Frankjordanblog)

Ein Kommentar zum Beitrag „Menschen zu Steinen“ – von Robert Nef

Die sehr bedenkenswerten und tiefschürfenden Bemerkungen zum zielgerichteten Handeln, Leisten, Dulden und Verzichten und dessen intrinsische und extrinsische Motivation von Monika Hausammann verdienen mehr als nur ein «Like» und ein zustimmendes Emoji. Menschliches Leben und Erleben darf nicht zum «Dienst nach Vorschrift» verkümmern. Die Einteilung der Menschen in Täter und Opfer zeugt von einem katastrophalen Menschenbild. Wie gut, wieder einmal daran erinnert zu werden!

Wer über den Ursprung und Sinn der Leistung nachdenkt, hat guten Grund, sich an die Terminologie der Physik zu erinnern, auch wenn sie ebenfalls vereinfacht. Leistung ist Arbeit dividiert durch Zeit, und Arbeit ist Kraft mal Weg. Dieser fundamentale Zusammenhang erklärt, warum die Behauptung, der Arbeitsgesellschaft gehe demnächst die Arbeit aus, verfehlt ist. Menschliche Kräfte sind zwar entwicklungsfähig und steigerbar, aber ihrem Wesen nach begrenzt. Doch Wege gibt es unendlich viele, nämlich so viele wie es Ziele gibt, auch wenn sich viele als Irrwege erweisen und längst nicht alle Ziele erstrebenswert und wirtschaftlich lohnend sind. Die Dimension der Zeit entscheidet darüber, und Zeit ist ebenfalls ihrem Wesen nach begrenzt, aber sehr vielfältig, denn, sie eilt, teilt, weilt und heilt. Beim Lohn ist es wichtig zu erkennen, dass er als Leistungslohn auch die Zeitdimension mit einbezieht. Aber für denjenigen der den Lohn bezahlt, zählt nicht nur der Zeitaufwand, sondern in erster Linie das Resultat.

Nehmen wir ein anschauliches und alltägliches Beispiel: das Putzen einer Wohnung, eine klassische Dienstleistung. Die eingesetzte Arbeitskraft berechnet zwar ihren Zeitaufwand, aber die Arbeitgebenden sind am Resultat interessiert und wechseln die Arbeitskraft aus, wenn sie nicht zufrieden sind. Was zählt, ist auch bei der Putzarbeit die Leistung: Kraft mal Weg pro Zeiteinheit, und der Lohn wird letztlich für ein Resultat bezahlt und nicht für eine Präsenzzeit. Das erinnert mich an die berühmte Feldweibel- Bemerkung bei der Sauberkeitskontrolle im Militär: Ich habe Sie nicht gefragt, ob und wie lange sie geputzt haben, ich schaue, ob es sauber ist, und stelle fest, dass dies nicht der Fall ist.

Und was bestimmt nun ganz generell die Höhe des Lohns, wenn man die Physik und nicht ein mehr oder weniger absurdes Arbeitsrecht zum Massstab nimmt? Der Lohn wird zwischen jemandem, der eine Leistung erwartet und jemandem der ein diesbezügliches Angebot macht, ausgehandelt, und beide Seiten bewerten, was ihnen der Deal wert ist, angesichts der Tatsache, dass sowohl die Zeit des Arbeitswilligen als auch das Geld des Zahlungswilligen naturgemäss begrenzt, d.h. knapp sind. Der Deal ist keine «Ausbeutung», sondern ein gegenseitiges Abwägen von real existierenden Bereitschaften unter grundsätzlich Tauschwilligen. Dieser natürliche Zusammenhang wird leider heute durch einen Wust von zahllosen gut gemeinten Reglementierungen verfälscht, und zwar beidseitig und allseitig und nachweisbar nicht nur zugunsten der Lohnzahlenden. Man hat den Leistungslohn als unmenschlich und ausbeuterisch gebrandmarkt und den Zeitlohn verherrlicht, dabei wären die physikalischen Ursprünge von Arbeit als «Kraft mal Weg» und von Leistung als «Kraft mal Weg pro Zeiteinheit» angesichts beidseitig gegebener Knappheiten realitätsnäher und menschengerechter.

Noch ein kleiner Exkurs ins Steuerecht, das behauptet, es besteuere die Leistungsfähigkeit und gehe von «objektiven Gegebenheiten und Ungleichheiten» aus. Das ist nachweisbar falsch. Die Leistungsfähigkeit eines Menschen ist objektiv nicht messbar, weil sie von seiner Motivation, d.h.-von seinem wandelbaren und dosierbaren Willen abhängt. Wenn mehr Leistung unverhältnismässig höhere Besteuerung bewirkt, ist ein bewusster Verzicht auf zusätzliche Leistung rational. Steuern steuern eben auch das Verhalten, und sie tun dies sehr oft in eine sozial und ökonomisch unerwünschte Richtung.

Mein Fazit bei der Organisation des Zusammenlebens und Zusammenwirkens: Mehr realitätsbezogene Physik und weniger politisch begründete Metaphysik! Noch spannender werden die Analogien in der Elektrophysik, wo mit Begriffen wie Spannung, Wellen, Widerstand, und Leitungsfähgkeit operiert wird, zu denen man sich auch die ökonomischen Analogien ausdenken könnte. Aber man gelangt auch dort irgendwann an die Grenze von sinnvollen Analogien zwischen Natur und Kultur. Die Überlegungen zum Zusammenhang von Knappheit, Arbeit, Leistung und Lohn waren aber – zumindest für mich selbst – erhellend und ich bin gespannt auf die Kritik.

Quelle: https://frankjordanblog.wordpress.com/2021/04/23/leistung-und-lohn/

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