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Luxus Vaterschaftsurlaub

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(NZZ – MEINUNG & DEBATTE – Montag, 21. September 2020, Seite 7)

Sorgfältig argumentierende Artikel, in denen Zug um Zug alle falschen Argumente entlarvt werden, sind für die Meinungsbildung von unschätzbarem Wert. Michael Schönenberger thematisiert in seinem Artikel zum Vaterschaftsurlaub (NZZ 2. 9. 20) eine fundamentale Krankheit einer Politik, die zunehmend auch Liberale befällt. Man unterscheidet zunächst zwischen «gut» und «schädlich» und glaubt, alles Gute müsse staatlich geregelt, reglementiert, allgemeinverbindlich vorgeschrieben und letztlich zwangsfinanziert werden, und man müsse jene, die das noch nicht begriffen haben, zunächst «stubsen» und, bei Renitenz, via Politik und Gesetz dazu zwingen. Das ruiniert auf die Dauer nicht nur die Staatsfinanzen, sondern auch jede intrinsisch motivierte Bereitschaft zu sozialem und partnerschaftlichem Verhalten aller Beteiligten und Betroffenen und macht das Zusammenleben (auch für Arbeitgeber) zu einem kollektiv geregelten «Dienst nach Vorschrift». Wenn es um familienfreundliche Arbeitsbedingungen keinen direkten Dialog zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern mehr gibt und zwischen Arbeitanbietern keinen Wettbewerb, wirkt das mittel- und langfristig mehr bremsend als fördernd. Ich habe aus diesem Grund einmal als Gegenbegriff zum «Kaputtsparen» den Begriff «Kaputtfördern» lanciert. Dies hat aber vielerorts mehr Entrüstung als Zustimmung ausgelöst. Ich hoffe nun, die vorgeschlagene Kaputtförderung eines an sich familienfreundlichen Anliegens sei nicht mehrheitsfähig.

Robert Nef, St. Gallen

NZZ 21. September 2020, Seite 7

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