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«Schrecklich nette Familienförderer»

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(NZZ – ZUSCHRIFTEN – Dienstag, 24. September 2019, Seite 9)

Lucien Scherrer weist mit guten Gründen auf den Widerspruch hin, dass sich Linke heute als Freunde und Förderer der Familie präsentieren, nachdem sie in den 68er Jahren ausgerechnet dort den Keim eines reaktionären Konservatismus diagnostiziert haben. Das ist aber weniger paradox, als es auf den ersten Blick erscheint. Die etatistischen Linken wollen die Familie letztlich gar nicht fördern, sondern immer mehr vom Staat abhängig machen. Ich nenne das «kaputtfördern». Was man die «Urzelle» des Staates genannt hat, soll zum kleinsten abhängigen Segment des «grossen Kollektivs» umfunktioniert werden. Hier steckt das zentrale Paradox des Sozialismus: Man möchte zunächst alle Menschen hundert Prozent vom Staat abhängig machen und hofft gleichzeitig auf das «Absterben des Staates», aus dessen Hülle dann wunderbarerweise eine freie Gesellschaft von – möglichst weltweit – freiwillig solidarischen und friedlichen Menschen hervorgehen soll. Dass man diese zutiefst widersprüchliche und menschheitsgeschichtlich widersinnige Vorstellung von einer möglichen und wahrscheinlichen Entwicklung erst noch «wissenschaftlich» und «fortschrittlich» nennt, macht die Sache nicht besser. Dass junge Menschen von solchen Utopien fasziniert sein können, verstehe ich. Ich staune aber immer mehr, dass es so viele intelligente reife Menschen gibt, die so etwas propagieren, und so wenige, die es zu entlarven wagen.

Robert Nef, St. Gallen

NZZ 24. September 2019, Seite 9

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