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Forschungslücken bei der Gleichstellung

Lesedauer: 3 Minuten

(Frankjordanblog)

Tagebuchnotiz von Robert Nef

Jede Gleichstellungsdebatte geht von fragwürdigen Verallgemeinerungen aus und alle Schlüsse, die daraus gezogen werden, tun jenen vielfältigen von Durchschnitt abweichenden Minderheiten Unrecht, die für künftige Entwicklungen entscheidend sein können. «Die Frauen» und «die Männer» gibt es nicht, und jede verallgemeinernde Aussage diskriminiert jene, die sich in irgend einer Hinsicht abweichend verhalten. Zuviel erzwungene Gleichmacherei verhindert möglicherweise jene Prozesse, in der sich in der Genderfrage die bestmögliche Kombination von Vor- und Nachteilen bestehender Unterschiede ergibt. Das bedeutet nicht, dass man die für typisch gehaltenen Unterschiede und deren soziale, politische und ökonomischen Folgen nicht erforschen soll, aber die Forschung darf sich nicht darauf beschränken, eine einzige Hypothese zu beweisen und daraus politische Programme abzuleiten. Es gibt in der Genderfrage zahlreiche Forschungslücken, und brisante Fragen werden nicht gestellt, weil sie als politisch unkorrekt gelten.

Kaum erforscht ist die Frage, inwiefern es eine gegenseitige Frauendiskriminierung gibt, die sich auch auf die sogenannte «Lohngleichheit» auswirkt. Ich vertrete die These von der «gegenseitigen Frauendiskriminierung», und meine Vermutung wird durch den penetranten Appell an die «Frauensolidarität» eher bestärkt als widerlegt. Frauen sind untereinander alles andere als spontan solidarisch. Sie leben in «Clubs», die sich gegenseitig befeinden. Männer mussten über Jahrzehntausende als Jäger und Krieger kooperieren, weil sie vital aufeinander angewiesen waren. Das hat in ihren Genen nachhaltige Spuren hinterlassen. Sie haben auch die Vorteile der gemeinsamen Bewirtschaftung von unterschiedlichen Talenten und von vielfältigen Hierarchien erlebt, von denen insgesamt alle profitieren. Frauen ertragen die «Kosten» des Führens und Geführt- Werdens mehrheitlich schlecht und meiden daher Kaderpositionen in Hierarchien. Sie haben dafür subtile Strategien der Willensbeeinflussung entwickelt. Wer führt, muss in Kauf nehmen, unbeliebt zu sein und dafür haben die Frauen mehrheitlich keine Präferenz und bezahlen dafür auf dem Lohnmarkt auch einen «Preis».

Natürlich gibt es unter Männern auch individuelle Rivalitäten und Positionskämpfe, aber sie sind oft individuell und nicht gruppenbezogen. Frauen sahen andere Frauen stets als Konkurrentinnen auf dem Partnerschaftsmarkt um den persönlich und wirtschaftlich attraktivsten Partner und Vater potenzieller Kinder. In späteren Lebensphasen versuchen verheiratete Frauen ihren Partner vom Fremdgehen abzuhalten. Solche anthropologischen Prägungen sind auch genetisch gespeichert, und man bringt sie nicht durch einige Papierparagraphen weg. Gleichstellung lässt sich auf dem Gesetzesweg nicht erzwingen. Unterschiede bieten Chancen und Gefahren, und die sog. Gleichstellung läuft nicht generell zugunsten aller Frauen. Anthropologie und Ethnologie haben eine längerfristige Perspektive als Politologie und Soziologie, und die sog. Genderfrage kann nicht aus der kurzfristigen Sicht linker Feministinnen beantwortet werden.

Das Personalwesen grösserer Firmen ist häufig in den Händen erfolgreicher kinderloser Frauen, die etwas gegen den Wiedereinstieg von Müttern haben. Ich behaupte, die Erfahrungen als Mutter seien in Dienstleistungsberufen (z.B. als Lehrerin oder als Pflegefachfrau) nicht einfach «verlorene Jahre», sondern auch eine Art von Weiterbildung, aber das ist schwer zu beweisen und individuell sehr unterschiedlich. Dass «die Wirtschaft» (wer immer das auch sei) so grossen Wert darauf legt, dass qualifizierte Frauen (in deren Ausbildung der Staat viel investiert hat) keine Teilzeitarbeit, keine Babypausen oder noch besser keine Babies machen sollten, halte ich für einen Unsinn. Mütterliche Kleinkindererziehung ist nicht einfach eine Verschwendung von Humankapital, die durch mehr professionelle staatsfinanzierte Krippen zu verhindern wäre. Möglicherweise ist Teilzeitarbeit gar nicht so «unproduktiv» wie das von den organisierten Arbeitnehmern- und z.T. auch Arbeitgebern immer wieder behauptet wird. Die dauernde Präsenz an einem «Schalter» oder an einer Maschine ist heute nicht mehr so wichtig, man sollte aber bezüglich Erreichbarkeit in dringenden Fällen allerseits flexibler sein.

Auch folgende Thesen interessieren mich: Dass Frauen eben mehrheitlich «nach oben» heiraten, und dass eheliche Partnerschaft häufig auf «Damenwahl» beruht und dass viele erfolgreiche Männer unter dem Druck von Ehefrauen, die ihren «status» via Mann definieren, Gehaltserhöhungen und hierarchische Beförderungen verlangen, was umgekehrt viel seltener der Fall sein dürfte. Hinter vielen erfolgreichen Männern steht oft eine unterstützende Partnerin, und hinter vielen Forderungen nach mehr Lohn und Beförderung des Mannes eine ambitiöse Ehefrau. Das sind völlig unpopuläre Thesen, für die es aber eine gewisse anekdotische Evidenz gibt, obwohl ich sie selbst nicht so erlebt habe.

Ganz entscheidend für die angeblich «unerklärte Lohndifferenz» dürften aber alle Anti-Diskriminierungsgesetze sein. Gut gemeint, aber oft das Gegenteil von gut. Viele Frauenförderungsprogramme versuchen die durch die Frauen- und Mütterschutzgesetze geschaffenen Benachteiligungen auf dem Arbeitsmarkt durch zusätzliche Zwangsvorschriften zu kompensieren und das nennt sich dann «Kampf um die Gleichstellung». In einer Zivilisation in der die männliche Muskelkraft eine immer kleinere ökonomische Rolle spielt und das weibliche Einfühlungsvermögen in die Bedürfnisse der Mitmenschen auch ökonomisch immer interessanter wird, läuft das ökonomische Knappheitsprinzip (je knapper desto teurer) zugunsten der Frauen.

Diese These des «Kaputtförderns» der Gleichberechtigung durch «gut gemeinten» staatlichen Frauen- und Mütterschutz ist politisch hochgradig unkorrekt, und sie ist wahrscheinlich schwer verifizierbar. Was den Frauen (vor allem den intelligenten, strebsamen) in Zukunft tatsächlich mehr Gleichberechtigung verschaffen würde, wären vollständig deregulierte Arbeitsmärkte und die Privatisierung des Bildungs-, Gesundheits- und Sozialwesens, aber das liegt in weiter Ferne, und der status quo schützt, dies sei zugestanden, auch herkömmliche Männerprivilegien. Der Staat ist eben eine «Erfindung» von kriegerischen Männern und es ist erstaunlich, wie blind viele Frauen auf ihn vertrauen und an ihn glauben und damit von ihm immer abhängiger werden.

Quelle: https://frankjordanblog.wordpress.com/2019/06/06/forschungslucken-bei-der-gleichstellung/

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