(Schweizer Freisinn – Aktuell – Nr. 2 / 5. April 2013 – Seite 11)
Wo stehen die Medien?
Dank Tablets, Smartphones und Gratiszeitungen scheinen Medien heute omnipräsent zu sein. Gleichzeitig spricht man von einem Verlust der Medienvielfalt. Wie passt das zusammen? Der «Schweizer Freisinn» sprach mit Robert Nef, Stiftungsratspräsident des Liberalen Instituts, über den Wandel in der Schweizer Medienlandschaft.
Herr Nef, heute wird oftmals – gerade von bürgerlicher Seite – kritisiert, die Schweizer Medien seien zu links. Ist diese Kritik gerechtfertigt?
Eine überwiegende Mehrheit der Medienschaffenden misstraut dem Markt, dem Wettbewerb und der Zivilgesellschaft. Wissenschaftlich seriöse Umfragen über die politische Ausrichtung von Medienschaffenden zeigen folgendes Bild: Von 343 Deutschschweizer Befragten gaben 37 Prozent an, dass sie die SP bevorzugen, 22 Prozent die GLP und 16 Prozent die Grünen. Total bevorzugen also 75 Prozent Links-Grün. Das ist im Rahmen der Meinungsäusserungsfreiheit ihr gutes Recht, aber es ist auch an der Zeit, dass man auf diesen Verlust der Meinungsvielfalt vermehrt aufmerksam macht und unternehmerisch darauf reagiert.
«Vielfalt entsteht durch unternehmerische Experimentierfreude, durch Lernprozesse und durch Wettbewerb.»
Einig ist man sich von Links bis Rechts: wir haben heute einen Verlust der Medienvielfalt zu beklagen. Teilen Sie diese Wahrnehmung? Sind unsere Medien tatsächlich mehrheitlich «Mainstream»?
Ja, es gibt diesen Mainstream. Er beschränkt sich nicht auf die Medienschaffenden, sondern auf den ganzen Wissenschafts- und Kultursektor in dem sich eine Mehrheit der Intellektuellen einer wirtschaftsskeptischen Linie verpflichtet fühlt und mehr staatliche Interventionen, mehr Umverteilung und mehr zentralistische Koordination befürwortet. Mit guten Gründen spricht man von einem Kulturkampf zwischen Etatisten und Staatsskeptikern, bei dem die Ersteren leider gegenwärtig den Ton angeben.
Worin sehen Sie die Ursachen für diesen Mainstream?
Es gibt keine monokausale Erklärung. Die Gründe sind eher soziologisch und technologisch als parteipolitisch. Sie haben einerseits mit der Ausbildung und dem Selbstverständnis der Medienschaffenden zu tun und anderseits mit einem grundlegenden Wandel in der Informationstechnologie, die vor allem im Printbereich zur Konzentration zwingt.
«Die Aufgabe der Medien im Dienst der Freiheit und der Wahrheit ist nicht einfach das sprachliche und bildliche Vermitteln von Geschehnissen.»
Kann man Medienvielfalt denn verordnen, ist sie planbar?
Nein. Man kann aber günstigere Voraussetzungen schaffen, indem man die mediale Einfalt nicht staatlich fördert und vor allem auch im elektronischen Bereich mehr Markt wagt. Vielfalt entsteht durch unternehmerische Experimentierfreude, durch Lernprozesse und durch Wettbewerb.
Worin sehen Sie die Hauptaufgaben von Medien? Haben sie auch eine politische Funktion?
Die Aufgabe der Medien im Dienst der Freiheit und der Wahrheit ist nicht einfach das sprachliche und bildliche Vermitteln von Geschehnissen, das Äussern von Meinungen, das Erzählen von Geschichten und das Zelebrieren von Standpunkten. Es ist vielmehr auch ein Kampf gegen alle Arten von Zwang und von Bevormundung und ein Kampf gegen das, was man als ideologische Verblendung bzw. als Lüge erkannt hat.
Und zu guter Letzt: Welchen Rat geben Sie unseren Lesern als Medienkonsumenten? Wie können wir unser Bewusstsein für Meinungsund Medienvielfalt schärfen?
Sie dürfen sich nicht alles bieten lassen, müssen aber auch zulassen, dass in dem von ihnen favorisierten Medium auch Meinungen publiziert werden, die der Lesende bzw. Zuhörende bzw. Zuschauende nicht teilt. Zudem muss der Konsument eines guten Printprodukts bereit sein, für mehr Qualität auch mehr zu bezahlen.
Vor zwei Jahren hat er im Auftrag des Verwaltungsrats der Medien- Vielfalt Holding eine Broschüre zum Thema Meinungsvielfalt, Medienvielfalt und Medienqualität verfasst.
Das Referat von Robert Nef zum Thema «Meinungsvielfalt, Medienvielfalt und Medienqualität» ist auch als Schrift erhältlich bei:
Stiftung Freiheit und Verantwortung, Hintere Bahnhofstr. 8, 8853 Lachen, Tel. 055 442 05 15, E-Mail: info@fuv.ch