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Liberaler Mutmacher

Lesedauer: 2 Minuten

(NZZ – SCHWEIZ – Freitag, 27. April 2012, Seite 12)

Eine sorgenumwölkte Würdigung des Publizisten Robert Nef

rz. – Wie steinig ist der Boden für den Liberalismus in der Schweiz? Ist bald kein Kraut mehr gewachsen gegen die allumfassende Bemutterung durch Ämter, Regulatoren und Inspektoren? Der in der Ostschweiz aufgewachsene Robert Nef gehört ohne Zweifel zu den vehementesten Mahnern wider den schleichenden Staatsinterventionismus. Als 1979 in Zürich das Liberale Institut gegründet wurde, übernahm Nef dessen Leitung. Während 28 Jahren widmete er sich dieser Aufgabe mit einer Leidenschaft für die Sache, die ihresgleichen sucht. Die Liste seiner Publikationen ist inzwischen auf rund 800 Einträge angeschwollen. Eine illustre Runde erweist dem kompromisslosen Liberalen, der dieser Tage siebzigjährig geworden ist, in einer Festschrift die Reverenz.

Das 330-seitige Werk, in dem sechzig Autorinnen und Autoren das Wort ergreifen, ist kein Panoptikum des Frohmuts. Peter Forstmoser, der dem Liberalen Institut 1979 als Gründungspräsident zur Seite stand, charakterisiert Nef als einen von ungeheurem Arbeitseifer Getriebenen, der zusehends radikaler geworden sei in der Ablehnung von allem, was er als «auch liberal» qualifiziert. Dass Nefs knorrige Prinzipientreue nicht überall auf Anklang stiess, animiert Konrad Hummler zur These: «Liberale haben keine Freunde.» So habe die FDP dem Liberalen Institut nie einen brauchbaren Auftrag erteilt.

Es ist nicht so, dass Robert Nef keine Freunde hätte. Vaclav Klaus, Präsident der Tschechischen Republik, adelt ihn als einen der «letzten klassischen Liberalen». Christoph Blocher bezeichnet Nef als Kampfgefährten, der als disziplinierter Denker ein Gegner von Zentralismus und Vermassung sei. Tito Tettamanti beklagt, die schweizerische Demokratie entwickle sich zunehmend in eine Richtung, «die die Freiheit erwürgt». Nef gehöre zu den wenigen im Lande, deren Kompass stets richtig justiert geblieben sei.

Bei der Lektüre der Festschrift beschleicht den Leser das beklemmende Gefühl, als sei die Freiheit von allen Seiten umzingelt. «Die Grundwerte des Liberalismus sind in Europa in der Defensive», konstatiert Filippo Leutenegger. Die Tessinerin Marina Masoni appelliert an die Politik, es müsse vermieden werden, dass zu viele Regeln allmählich die Freiheit zerstören, zu deren Schutz sie eigentlich erfunden wurden. Gerhard Schwarz (Direktor Avenir Suisse) allerdings ist skeptisch: «Das politische Personal ist, vorsichtig gesagt, nicht sehr begabt.»

Aus den pessimistischen Wortmeldungen lässt sich folgern, dass es für den rastlosen Überzeugungstäter Robert Nef noch viel zu tun gibt. Es braucht liberale Mutmacher, die Gegensteuer geben. Wobei anzumerken wäre, dass im demokratischen Wettbewerb realpolitische Souplesse und Optimismus gefragt sind. Mit dem Absingen liberaler Klagelieder allein ist es nicht getan.


Peter Ruch, Pierre Bessard, Daniel Eisele (Hrsg.): Robert Nef – Kämpfer für die Freiheit. Hommage an einen bedeutenden Liberalen. Edition Swiss Liberty,
Luzern 2012. 332 S., Fr. 40.–.

NZZ Freitag, 27. April 2012, Seite 12

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