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Carl Menger: Grundsätze der Volkswirtschaftslehre

Lesedauer: 3 Minuten

Der Autor


Carl Menger ist am 23. Februar 1840 in Neusander (Nowy Sącz) im heutigen Polen geboren und starb am 26. Februar 1921 in Wien. Nach dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Wien, Prag und Krakau habilitierte er sich 1872 an der Universität Wien und wurde 1873 Lehrer des Kronprinzen Rudolf, den er auf verschiedenen Studienreisen begleitete und dessen politische Auffassungen er stark mitprägte. Ab 1879 war er Inhaber des Lehrstuhls für Politische Ökonomie. Carl Menger ist zusammen mit Eugen von Philippovich (Verfasser des Grundrisses der politischen Ökonomie, Wien 1893), der eigentliche Begründer der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, deren bekannteste Vertreter heute Ludwig von Mises und Friedrich August von Hayek sind. Carl Menger zog sich 1903 vorzeitig von der Universität zurück .

Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte

Das 1871 in Wien erschienene Werk war als erster Band eines Systems der allgemeinen Wert- und Preistheorie geplant. Menger hat darin den Versuch gewagt, seine Theorie der subjektiven Wertlehre mit dem sogenannten methodologischen Individualismus zu verbinden. Sein Werk ist revolutionär, weil es an keiner der damals in Deutschland und England vorherrschenden Schulen anknüpft. Es stiess zunächst nur in einem kleinen Kreis auf Interesse, der dann allerdings zum Kern einer neuen Schule wurde, die in der Zwischenkriegszeit seine Grundgedanken weiterentwickelte. Internationale Bekanntheit erlangte Menger erst durch seine „Untersuchung über die Methode der Socialwissenschaften und Politischen Ökonomie insbesondere“ (1883) , die den leidenschaftlich geführten „ Methodenstreit“ mit Gustav von Schmoller auslöste. Die von Menger begründete „Österreichische Schule“, bei der heute bereits eine „sechste Generation“ von Schülern und Nachfolgern gezählt wird, hat vor allem in den USA eine einflussreiche Anhängerschaft, die allerdings innerhalb der ökonomischen Schulen eine Minderheit darstellt.

Würdigung

Carl Menger hat sein Hauptwerk als Kritik an der vorherrschenden, sowohl von Adam Smith als auch von Karl Marx vertretenen Arbeitswertlehre konzipiert. Darin ist ihm die überwiegende Mehrheit der Ökonomen gefolgt. Sein methodischer Individualismus, der in jeder Ordnung das Spontane vor das Organisierbare und Berechenbare stellt, ist als radikal neuer Ansatz ökonomischer Analyse zum Kernstück der Österreichischen Schule der Nationalökonomie geworden, die ihre internationale Anerkennung erst durch die Verleihung des Nobelpreises für Wirtschaft an Friedrich August von Hayek im Jahre 1974 erlangte. Obwohl bisher alle Experimente mit der zentralen Steuerung wirtschaftlicher Prozesse gescheitert sind und zu Ineffizienz, Armut und Knechtschaft geführt haben, bemühen sich weltweit Ökonomen um Forschungsergebnisse, die wissenschaftlich begründete Voraussagen über ökonomische Verhaltensweisen ermöglichen. Der gegenüber allen Versuchen der Wirtschaftssteuerung skeptische Ansatz der Österreichischen Schule rät zum Verzicht auf solche Bemühungen. Skepsis als Methode warnt und schützt vor Irrtümern und eignet sich als Frühwarnsystem gegenüber Fehlkonstruktionen und Dogmen aller Art. Konkrete positive Handlungsanweisungen und Entscheidungsgrundlagen für eine interventionistische Wirtschaftspolitik kann sie ihrem Wesen nach nicht liefern. Carl Mengers wissenschaftlicher Ansatz, ist von seinen Schülern verfeinert und weiterentwickelt worden. Die kausal-realistische Betrachtungsweise der Ökonomie als Kernstück einer umfassenden Theorie des menschlichen Handelns und Verhaltens ist bei weitem noch nicht ausgelotet und ausgeschöpft worden. Sie hat als Beitrag zur Geschichte der Freiheitsidee eine herausragende Bedeutung.

Zitate

„Weder die zur Produktion eines Gutes verwendete noch die zur Reproduktion eines Gutes erforderliche Quantität von Arbeit oder sonstigen Gütern ist demnach das massgebende Moment des Güterwertes, sondern vielmehr die Bedeutung jener Bedürfnisbefriedigungen, rücksichtlich welcher wir von der Verfügung über ein Gut abhängig zu sein uns bewusst ist.“
(S. 121)

„Diejenigen Dinge, welche die Tauglichkeit heben, in Kausalzusammenhang mit der Befriedigung menschlicher Bedürfnisse gesetzt zu werden, nennen wir Nützlichkeiten, wofern wir diesen Kausalzusammenhang aber erkennen und es zugleich in unserer Macht haben, die in Rede stehenden Dinge zur Befriedigung unserer Bedürfnisse tatsächlich heranzuziehen nennen wir sie Güter.“ (S. 2)

„Der Wert ist demnach nicht nur seinem Wesen, sondern auch seinem Masse nach subjektiver Natur. Die Güter haben „Wert“ stets für bestimmte wirtschaftende Subjekte, aber auch nur für solche einen bestimmten Wert.“ (S. 119)


Robert Nef ist Leiter des Liberalen Instituts in Zürich und Mitherausgeber und Redaktor der Schweizer Monatshefte

  • Carl Menger, Gesammelte Werke Bd. I – IV, 2. A., hrsg. von F.A. von Hayek, Tübingen, Mohr Siebeck 1968/69, LXXX 1221 S.
    Bd. I 288 S.
Publiziert in: Die Idee der Freiheit, Eine Bibliothek von 111 Werken der liberalen Geistesgeschichte, NZZ-Verlag, Zürich 2007

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