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«Schweizer Monatshefte»

Lesedauer: 2 Minuten

(NZZ – POLITISCHE LITERATUR – Mittwoch, 20. Dezember 1995, Nr. 296, Seite 11)

C. W. Eine Doppelnummer Dezember/Januar der «Schweizer Monatshefte» (Zürich) enthält ein «Dossier» mit Theorien und aktuellen Thesen zum Wirtschaftswachstum. Gary S. Becker beleuchtet in einem Vortragstext die Rolle des Humankapitals (Bildung und Gesundheit). Jörg Baumberger befasst sich mit der Kapitalismuskritik von Joseph E. Stiglitz («Whither Socialism?»), wonach der Staat mit Interventionen durchaus wohlstandssteigernd wirken kann, und hebt als Hauptmangel dieses Ansatzes das Fehlen eines Staatsmodells hervor. Carsten-Georg Küchler meint mit Paul Krugman in der Übertragung des Begriffs «Wettbewerbsfähigkeit» auf Wirtschaftsstandorte eine Irreführung und (interventionistische) Gefahr zu erkennen. Konrad Hummler sieht die Gründe der gegenwärtigen amerikanischen Wirtschaftsdynamik – einer Revolutionierung durch Vernetzung grosser dezentraler Rechenkapazitäten – in einem von Risikobereitschaft und Gewinnaussichten lebenden Kapitalmarkt. Europa sei dem Sozialismus verfallen und habe arbeitsmarktpolitisch das Kastendenken nicht überwunden, schreibt Urs Schoettli; in der globalen Führungsposition würden indessen die Vereinigten Staaten im 21. Jahrhundert von «Asien» abgelöst, das neben der Innovation die Tradition und die Familie hochhalte, allerdings nicht auf freiheitlichem Fundament aufbaue.

Um das Thema der kulturellen «Vermittlung» entfaltet Rüdiger Görner ein geistiges Panorama des ausgehenden Jahrhunderts. Elsbeth Pulver bespricht – oder «liest» – Günter Grass’ Roman «Ein weites Feld», dessen Hauptfigur 150 Jahre deutscher Geschichte in die Gegenwart schleppe. Ausgehend von einem Satz des Arztes und Autors Walter Vogt, stellt Margrit Verena Zinggeler Betrachtungen über schreibende Therapeuten, Therapeutinnen und Patientinnen in der Schweiz an. Rezensiert werden im weiteren Paul Nizons Journal «Die Innenseite des Mantels» (Anton Krättli), Garcia Márquez’ Roman «Von der Liebe und anderen Dämonen» (Jose Manuel Lopez de Abiada), Yvette Z’Graggens «Matthias Berg» (Michael Wirth), Bücher über Schweizer in der Sowjetunion (Peter Stadler), eine Ausgabe von F. A. v. Hayeks «Preisen und Produktion» (Daniel Brühlmeier) und Antony de Jasays «Liberalismus neu gefasst» (Robert Nef). – Unter den politischen Kommentaren findet sich eine heftige Kritik Khalid Duráns am Teilungsplan für Bosnien.

Die «Schweizer Monatshefte» haben im November zusammen mit der Cinematheque Suisse den Doron-Preis erhalten. In der vorliegenden Ausgabe werden die informative Laudatio von Sigmund Widmer und der Dank Konrad Hummlers abgedruckt. Die Zeitschrift kann die Gabe gewiss schon insofern brauchen, als sie sich (immer wieder der Suche nach dem hochreinen Liberalismus verpflichtet) zu einem Drittel durch Abonnemente und Inserate und im übrigen durch freiwillige Beiträge und aus Fritz Rieters Stiftung finanziert.

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