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Liberale Studentenschaft

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(NZZ – Donnerstag, 7. Juli 1966, Abendausgabe Blatt 4)

rn. Vor der Liberalen Studentenschaft Zürich referierte kürzlich Hans O. Staub über die jüngsten Entwicklungen der Aussenpolitik de Gaulles. Das Thema «Frankreich ohne Europa – NATO ohne Frankreich» bot dem Referenten Gelegenheit, unter anderem die Auswirkungen der Moskaureise de Gaulles zu analysieren.

Das Russlandbild des Generals, so meint Staub, habe sich durch die Reise entscheidend gewandelt, und in Nowosibirsk sei wohl auch für ihn die alte Vorstellung von einem vorwiegend nach Westeuropa orientierten Russland als Allianzpartner Europas endgültig in den Bereich der Historie gerückt. Die Vision eines «Europa der Vaterländer» vom Atlantik bis zum Ural, unter der Führung Frankreichs, werde, nach Staub, nun vermutlich einer Revision unterzogen werden. Auch die Idee einer Zusammenarbeit mit den osteuropäischen Satellitenstaaten ohne den Rückhalt der Vereinigten Staaten einerseits und der Sowjetunion anderseits habe an Strahlungskraft eingebüsst, und es bahne sich auch bei de Gaulle die Anerkennung der Tatsache an, dass ein europäisches Sicherheitssystem ohne die Garantie der Vereinigten Staaten und der Sowjetunion illusorisch sei.

Durch sein Referat leitete Hans O. Staub eine vielseitige Diskussion ein. In der Beantwortung der vielen Fragen zu einer zukünftigen NATO-Politik ohne Frankreich und der französischen Aussenpolitik nach de Gaulle liess sich der Referent bewusst auch auf Prognosen und Spekulationen ein. Die junge Zuhörerschaft dankte dafür mit grossem Beifall.

NZZ 7. Juli 1966, Abendausgabe Blatt 4

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